hallertau.info News

Moin! Blues'n'Boogie von der Förde

(Rohrbach, rs)

Georg Schroeter und Marc Breitfelder kommen aus dem hohen Norden, aus Kiel. Man sagt den Norddeutschen ja gemeinhin Zurückhaltung und stoische Ruhe nach, dass das aber nicht davor schützt, einen wahnsinnigen Blues'n'Boogie Woogie in die Rohrbacher Kulturwerkhalle zu transportieren, das bewiesen die beiden Musiker am Sonntagabend vor ausverkauftem Haus.


Georg Schroeter (links) und Marc Breitfelder - Blues, Boogie und Rock'nRoll aus Kiel in Rohrbach

Als "einen Kulturaustausch mit dem Norden" kündigte Incontri-Vorstand Herbert Folger das Konzert an. Fast wäre es aber zu diesem gar nicht gekommen, denn der Mann von der Küste - Georg Schroeter nämlich - war nicht darauf vorbereitet, dass es in Bayern mehr als nur ein Rohrbach geben könnte. Aus Thüringen kommend hatte er sich ganz offensichtlich in München eine Zugfahrkarte ins falsche Rohrbach gekauft - und landete so irgendwo zwischen Landshut und Neumarkt-Sankt Veit anstatt in der Kultur-Hochburg unseres Landkreises. Gut dass die Incontri-Verantwortlichen für derartige Fälle sogar einen Transport-Notdienst organisieren können, so schaffte es der Musiker kurz vor Konzertbeginn noch ins "richtige" Rohrbach.

Die Halle war rappelvoll, was für ein Konzert an einem Sonntagabend alles andere als selbstverständlich ist. Aber die Besucher erwartete - so zeigte der Konzertverlauf - auch etwas ganz Besonderes: Georg Schroeter hat den Blues verinnerlicht und bringt ihn mit einer wahnsinnigen Intensität in das Klavier. Egal ob er darüber hinaus die Bandbreite seiner Stimme in Eigenkompositionen oder sogar als Cover von niemand geringerem als Mick Jagger und dessen "Wild Horses" ausreizt oder die Tasten seines Pianos mal sanft und fast zärtlich, dann wieder heftig und mit lautem Fußstampfen untermalend bearbeitet, der Mann beherrscht alle Variationen von Blues, Boogie und Rock'n'Roll. Und ganz nebenbei ist Georg Schroeter auch ein hervorragender Entertainer, der das Publikum von Beginn an mit seiner norddeutschen Lässigkeit einfängt.

Schon fast das Gegenteil sein musikalisch kongenialer Partner: eher ruhig und zurückhaltend auf der Bühne hat Marc Breitfelder kein Instrument, an dem man sich hätte festhalten oder hinter dem man sich hätte verstecken können. Er spielt Mundharmonika - Bluesharp, wie es im Fachjargon heißt. Hört sich einfach an und scheint musikalisch sehr eingeschränkt zu sein, nimmt man die Erfahrungen aus Jugendlagern und Isarfesten zur Grundlage seiner Einschätzung. Ist es aber ganz gewiss nicht, denn was Breitfelder an Tönen aus diesem in den Händen versteckten Musikinstrument herausholt, ist schier unglaublich. Manchmal sucht der Zuhörer nach irgendwelchen unsichtbaren musikalischen Begleitern auf der Bühne oder im Mischpult, hat es doch den Anschein, als würden sich mehrere Melodien gegenseitig die Führung weiterreichen, so unterschiedlich sind die Töne, die der Musiker mit seinen einmaligen Techniken erzeugt.

Ricky Stevens von der amerikanischen Blues Foundation IBC sagte einmal: "I probably see 250 to 300 blues shows every year and I ́ve just seen Georg Schroeter and Marc Breitfelder ... Georg's piano work and vocals are excellent; Marc did things with the harmonica that I ́ve never heard in my life; his technique is excellent, his taste is even better!” Wann hat man schon einmal ein mehr als 10minütiges Mundharmonika-Solo gehört? Abwechslungsreich, die Rhythmen kontinuierlich wechselnd, die Melodien sich immer wieder selber aufbauend und den Zuhörern scheinbar eine Geschichte erzählend. Das Publikum geriet vollends in Begeisterung angesichts dieser einmaligen Performance. Georg Schroeter hatte in diesem Part Pause; zurück auf der Bühne jedoch ließ er dann mit Klavier und Gesang tatsächlich einen musikalischen Dialog mit der Mundharmonika seines Partners folgen: "Talk To Me" ist das umgesetzte Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau. "Ich kenne niemanden, der eine Frau so gut auf der Mundharmonika darstellen kann wie Marc."

Das Publikum in Rohrbach war sich am Sonntagabend einig: einen solchen Kulturaustausch würden sie jederzeit wieder begrüßen. Und Georg Schroeter wüsste ja nun auch, in welches Rohrbach er fahren muss ... dann kann ja fast nichts mehr schief gehen mit einem neuerlichen Auftritt - Fans gäbe es ganz sicher noch viel genug!

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.