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Pflanzen und Bäume im Jahreskreis

(Rohrbach, wk)


Das Vortragsthema über „Die Natur im Jahreskreis“ auf der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins hörte sich so trocken an, dass sich niemand am Anfang so recht vorstellen konnte, was denn auf ihn zukommen würde. Doch der Referent war einsame Spitze, fanden die Gartenfreunde, die zahlreich zur Hauptversammlung erschienen waren, denn das Thema wurde mehr als humorvoll vorgetragen.


Doch zuvor hatte Vorsitzender Rudolf Kellermann das Wort. Im Jahresbericht erwähnte er die verschiedenen Aktivitäten des Vereins wie die Mitgliederversammlungen, den Schnittkurs, die Beteiligung an der Rama-Dama-Aktion, die Fahrt zur Landesgartenschau in Deggendorf, das Grillfest, die Fahrt zum Waldwipfelweg im Rahmen der Ferienaktion „Rohrbazi“ und die Radltour im Sommer. Auch in diesem Jahr sind wieder ähnlich Aktionen geplant, außerdem eine 3-Tagesfahrt nach Berlin mit Besuch der „Gärten der Welt“ und einer Stadtrundfahrt. Im Rahmen des „Rohrbazi“-Programms ist eine Fahrt ins Museumsdorf Tittling geplant, das für die Kinder sicher wieder sehr interessant sein dürfte. Ann Fishburn als Reiseorganisatorin kündigte zusätzlich eine Fahrt nach Cornwall in Großbritannien an. Von Kassierer Karl Paul war ein erfreulicher Kassenstand zu vernehmen. Dann kam der Vortrag über die Natur im Jahreskreis von Thomas Janscheck.

Und hier wurde es wirklich interessant, denn Janscheck wollte die Pflanzen und Bäume nicht unter wirtschaftlichen Aspekten sondern im Zusammenhang mit der Volkskunde darstellen. Er ging dabei auf die verschiedensten Pflanzen und Bäume der Heimat in einer sehr humorvollen Weise ein. So erklärte er die Bezeichnung des Johanniskrauts mit dem Tod Johannes des Täufers, da sich die Knospen beim Zerreiben blutrot färben und früher für die äußere Wundheilung genutzt wurden. Die Blätter wurden früher auch zum Kranz gebunden und auf die Hausdächer geworfen, um „den roten Hahn“ (Feuer) abzuwenden. Der Holunder wiederum galt früher als Schutzbau für Haus und Hof und war ein Symbol des Übergangs vom Diesseits ins Jenseits. Dies zeigt sich symbolisch auch beim Märchen von Frau Holle (Hollerstrauch), was sich durch das Eintauchen in den Brunnen und die spätere Rückkehr der Goldmarie darstellte. Janscheck empfahl den Zuhörern, lieber keinen Wildholler einzupflanzen sondern sich bei der Baumschule den österreichischen Haschbergstrauch zu kaufen, der nicht so groß werde und einen besseren Ertrag habe.


Die Linde ist für Janscheck der in Deutschland am meisten besungene Baum, der sehr oft bei Kapellen und Kirchen steht, ein Baum des Friedens mit tollem Schnitzholz und der am spätesten im Jahr blühende Baum. Janscheck fragte in die Runde der Gartenfreunde, wer denn wisse, warum Pflanzen und Bäume zu unterschiedlichen Zeiten blühen würden. Er antwortete, dass dieser Prozess durch das Sonnenlicht gesteuert werde. Er zeigte auch den Unterschied zwischen Sommer- und Winterlinde auf – die Winterlinde ist diejenige, deren Blüten für Heilungsprozesse (Lindenblütentee usw.) verwendet wird und deren Blüten den Bienen deutlich mehr Nektar böten. Das Harz der Föhre brauchte man früher, um damit Fässer (die früheren Aufbewahrungsbehältnisse) abzudichten. Die Kiefernnadeln wurden bei der armen Waldbevölkerung ausgekocht und mühsam die entstandenen Fäden gezogen und damit Kissen gestopft und zusätzlich mit Thymian gefüllt, um als Kopfkissen zu dienen (Waldwolle-Kinder im bayr. Wald). Die Blätter des Walnussbaums waren bestens geeignet gegen Mäuse. In diesem Zusammenhang lobte Janscheck den Fuchs, der bis zu 1.500 Mäuse im Jahr frisst. Um zu zeigen, wie die Kornelkirsche im Volksmund betrachtet wurde, stimmte Janscheck sehr zur Freude der Gäste kurz das alte Volkslied „Springt da Hirsch übern Bach“ an – und siehe da, es gab noch jemanden, der den Text kannte. Im Zusammenhang mit Weihrauch, Myrrhe und Safran, den Gaben der Heiligen Könige für das Jesuskind kam Janscheck auch auf einen Grund für die Fahrten von Kolumbus und Vasco da Gama nach Indien, denn die Türken hatten die Handelswege nach Indien gesperrt, so dass man wegen der benötigten Gewürze neue Wege nach Indien suchen musste. Auch eine Geschichte zum Weihnachtsstern wusste er zu erzählen, denn ein nach Kalifornien ausgewanderte Schwabe fand einen riesigen Weihnachtssternstrauch, den er durch lange Züchtung zu den bei uns bekannten Weihnachtssternen entwickelte.
Alle diese Geschichten ließen sich noch lange weiterführen, sie würden jedoch den Artikel sprengen. Die Zuhörer spendeten heftigen Applaus nach dem Vortrag und Vorsitzender Rudolf Kellermann wusste schon, weshalb er Janscheck eingeladen hatte: „Der zieht immer!“

 

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