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Eine Lanze für den Dialekt brechen

(Mainburg, sh)

„Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft“, das wusste schon der bekannte Dichter Goethe. Und während der Dialekt früher noch verpönt war, so findet heute glücklicherweise auch an den Schulen wieder eine bewusstere Hinwendung zur Mundart statt. Eine solche Würdigung erfuhr der Dialekt auch im Rahmen einer Feierstunde an der Hallertauer Mittelschule mit Staatsekretär Bernd Sibler.


Im Dezember letzten Jahres wurden Schülerinnen und Schüler der Hallertauer Mittelschule, genannt „Holledauer Spürnosen“, mit dem Bayerischen Verfassungspreis für ihre Verdienste am Dialekt und der Erhaltung des Kulturstaatsgedankens ausgezeichnet. Die findige Schülergruppe mit Projektleiterin Monika Kaltner erarbeitete mit viel Fleiß und Hingabe ein interkulturelles Wörterbuch das den Namen „Migraboarisch - das etwas andere Wörterbuch für alle heimischen und zuagroastn Buama und Madln in Bayern“ trägt. Ihr Werk fand im Rahmen der Verfassungsfeier in Unterföhring besondere Beachtung und wurde mit dem Bayerischen Verfassungspreis geehrt.


Der beste Beweis, dass Mundart „in“ ist. Es darf wieder Dialekt gesprochen werden. Die Beherrschung von Dialekten im situativen Sprachgebrauch soll als Stärke und Bereicherung für den Mundartsprecher erkannt werden. Mundart bewahren, junge Menschen für Mundart begeistern: Beide Aspekte griff das Projekt „Migraboarisch“ auf.

Zur Feierstunde an die Hallertauer Mittelschule waren neben dem Staatssekretär Bernd Sibler auch Landrat Martin Neumeyer und Dr. Helmut Wittman von Bayernbund gekommen. Die Stadt Mainburg vertrat 1. Bürgermeister Josef Reiser. Um der Veranstaltung den nötigen Rahmen zu geben, intonierten der Schülerchor und die Lehrerband traditionelle Musikstücke im Zeichen des Brauchtums.

In seinem Grußwort erinnerte sich Schulleiter Hanns Seidl zunächst an eine Zeit, in der die Mundart noch verpönt war. Damals hieß es noch: „Sag es schön!“. In den letzten Jahren fand allerdings in den oberen Etagen, z.B. in der Bildungspoltik, ein Umdenken statt. Und zahlreiche Studien belegen längst: Wer Hochsprache und Dialekt beherrscht, ist schlauer. „Ein Lehrer sollte es wertschätzen, wenn ein Kind in der Mundart spricht“, appellierte auch Staatsekretär Bernd Sibler.

Vor allem aber beglückwünschte er die „Holledauer Spürnosn“ für ihr außergewöhnliches Projekt und dafür, dass sie sich nicht nur in ihrem Schulalltag sondern auch in der Freizeit so intensiv mit Dialekt auseinandergesetzt haben. „Dieses hohe Gut zu erhalten und jungen Menschen dessen Wert zu vermitteln ist von grundlegender Bedeutung für unseren Kulturstaat“, betonte Bernd Sibler an der Hallertauer Mittelschule. Dialekt ist letztlich für einen Großteil unserer Schüler Muttersprache, so der Staatssekretär.

Monika Kaltner bei der Danksagung                 Dr. Helmut Wittmann

Er präsentierte auch die Ergebnisse der Umfrage zum Lesebuch „Freude an der Mundart“. Diese hatte der Bayernbund vergangenes Jahr an bayerischen Grundschulen initiiert und ihnen Wege aufgezeigt, wie sich Dialekt in den Schulalltag einbeziehen lässt. Die pädagogische Wirksamkeit des Lesebuchs bestätigte sich schnell.

Zentrales Ergebnis war, dass Mundart grundsätzlich wieder mehr Raum an Schulen einnimmt und dadurch die nötige Wertschätzung erfährt. „Das Lesebuch dient den Lehrkräften bei der Umsetzung entsprechender Lehrplaninhalte und damit zur Erfüllung ihres Bildungsauftrags“, wie Dr. Helmut Wittmann vom Bayernbund betonte.
 

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