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Willi will’s wissen

(Gerolsbach, hr)


Grün, bodenständig und durch und durch Realpolitiker: das ist Willi Reim. Der 38-jährige Gerolsbacher will nach der Landtagswahl am 14. Oktober ins Maximilianeum.

In der Natur ist er am liebsten, genießt den Ausblick auf seine Heimatgemeinde. Idyllisch! Doch so nostalgisch dieser Blick auch ist, so sehr macht sich Reim Gedanken über die Zukunft. Viele Themen brennen ihm unter den Nägeln: Umweltschutz, Gleichberechtigung sowie die zunehmende Radikalisierung der Gesellschaft.

„Heute ist das nicht anders als damals“, konstatiert Reim. Damals ist für ihn 1998. Es war die Zeit der Bewährungsprobe für die Grünen. Während viele wegen des Auslandseinsatzes im Kosovo seiner Partei den Rücken kehrten, unterschrieb er seinen Mitgliedsantrag. „Ich war seinerzeit auf einer Rockparty in Aresing. Dort bin ich auf eine Gruppe Rechtsradikaler gestoßen, die einen türkischstämmigen Mitbürger bedrängt haben“, erzählt er. Ohne groß nachzudenken, schritt der damals 18-Jährige ein. „Nur wegen seiner Nationalität wurde der Festivalbesucher angegangen.“ Viele hätten vermutlich weggeschaut, das Geschehen einfach ignoriert. Reim jedoch zeigte Zivilcourage und setzte sich ein. Das war der Beginn seines politischen Engagements.

„Ich dachte, der braune Spuk sei vorbei“ – Willi Reim

Das, was er als 18-Jähriger erleben musste, ist 20 Jahre später salonfähig geworden. Keine Springerstiefel, keine kahl rasierten Köpfe – die Parolen aber sind vielfach die gleichen. Vielleicht anders verpackt, aber im Kern hat sich nichts geändert. Mit Sorge blickt Reim auf diese Entwicklung. „Sprüche wie ‚Merkel muss weg‘, die von den Rechten initiiert wurden, sind heute in vieler Munde und werden oft fast selbstverständlich benutzt.“

Für den Gerolsbacher kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern aktiv gegen diese Strömungen zu kämpfen. Für ihn ist die Flüchtlingspolitik ein Versagen auf ganzer Linie. „Wie man sieht, werden die Entscheidungen im Ankerzentrum Manching nicht schneller getroffen“, erklärt er und führt aus: „Die Prozesse sind immer noch zu langsam und so ist dort ein sozialer Brennpunkt entstanden.“

„Wir brauchen keine bayerische Doppelstruktur“ – Willi Reim

Effektiv und schnell handeln in der Asylpolitik, eigene Abschiebungen organisieren und ein Landesamt für Asyl – damit ist Markus Söder angetreten. Für Reim der falsche Ansatz. Er fordert eine Rückkehr zur dezentralen Unterbringung. „Nur im Kleinen ist die Integration möglich“, so Reim. Dabei spricht der Grüne auf der anderen Seite eine deutliche Sprache: „Die Menschen ohne eine Berechtigung müssen auch schnell zurückgeführt werden.“

Damit dies deutlich effektiver geschehen kann, geht er mit einer klaren Forderung in den Wahlkampf. „Wir brauchen in den Behörden gut ausgebildetes Personal und keine bayerische Doppelstruktur. Darüber hinaus müssen die Verwaltungsgerichte personell gestärkt werden.“ Überdies fordert er von der Verwaltung mehr Flexibilität in Sachen geregelte Einwanderung. „Für Menschen, die gut integriert sind und ein eigenes Einkommen haben, muss es möglich sein, das Verfahren zu wechseln und einen Antrag auf Arbeitserlaubnis zu stellen.“

"Ich finde, die CSU braucht mal eine Pause" (Willi Reim)

Von einer grünen Nostalgie ist Reim dabei selbst weit entfernt. „Wir müssen sicherlich über die Zahl diskutieren, aber es gibt Grenzen.“ Damit liegt er nahe an dem, was die Christsozialen fordern. Gibt es nach dem 14. Oktober möglicherweise eine schwarz-grüne Koalition in Bayern? Reim ist Realpolitiker und möchte am liebsten mitgestalten, doch wünscht er sich für den Freistaat einen Machtwechsel. „Die Christsozialen bräuchten mal eine Pause“, erklärt er. Daran, dass es am Ende eine Regierung ganz ohne die CSU geben wird, glaubt er selbst nicht so ganz. Gerade aus diesem Grund kämpft er gegen die Alleinregierung von Söder und Co. Vielleicht aber gibt es am Ende auch in Bayern eine Koalition zwischen Christsozialen und Grünen.
 

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