hallertau.info News

Ladies and Gentlemen, do you like blues music?

(Pfaffenhofen, rs)

Du gehst in ein ambitioniertes Hotel-Restaurant, genießt ein schönes 3-Gänge-Diner und erwartest danach romantische, beschauliche "Easy Listening Piano-Bar Hotel Musik". Nicht so im Moosburger Hof, denn hier war am Mittwochabend Memphis (Tennessee) zu Gast - Bluesrock in Reinkultur. Die Jeff Jensen Band gab ein Konzert, wie man es in hiesigen Veranstaltungsstätten nicht alle Tage erlebt. Mal sanfter und getragener Blues, dann Südstaatenrock à la Bonheur, Gitarrensoli, die es in sich haben und über allem eine Performance, die es so richtig krachen ließ.

Das US Blues Blast Magazine hatte Jeff Jensen 2014 für den "Sean Costello Rising Star Award" als bemerkenswerter aufstrebender Künstler der amerikanischen Blues-Szene nominiert. Zur Zeit tourt der Gitarrist und Sänger durch Deutschland, Belgien, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz, bevor es dann wieder zurück in die Vereinigten Staaten und nach Kanada geht. Immer mit dabei seine Band bestehend aus dem Bassisten Bill Ruffino und dem Schlagzeuger Robinson Bridgeforth, "a Memphis Tennessee native", wie dieser nicht ohne Stolz betont. "This is our first European tour", erklärt Jeff Jensen freudig den viel zu wenigen Besuchern.

Hotelier Sven Tweer kündigt schon von vornherein "supergeilen Gitarrenblues" an, was weit untertrieben ist, wie man sich schon nach den ersten Tönen unschwer selber überzeugen kann. Das geht ab, fetzt los, Eigenkompositionen wechseln sich ab mit Muddy Waters Klassikern, Jeff's Stimme ist mal sanft und romantisch, dann fangen die Stimmbänder an zu vibrieren wie ehedem beim noch ganz jungen John Fogerty, als dieser noch den richtigen Blues hatte. Die zum Zopf hochgebundenen Haare verlieren schon beim zweiten Song ihren Halt, so sehr lebt Jeff Jensen seine Musik. "I'm feeling good now", kreischt er ins Publikum.

Und das wirkt alles andere als aufgesetzt: dem Mann und seinen musikalischen Mitstreitern scheint es vollkommen egal zu sein, ob sie vor 30, 300 oder 3000 Leuten spielen; Hauptsache sie stehen auf der Bühne und können dem Publikum ihre Musik und ihre Show präsentieren. In der Pause verschwindet das Trio nicht in seinen Umkleiden, sondern begrüßt seine Fans per Handschlag. Da werden Gitarrenriffs hinterfragt, musikalische Werdegänge und Vorbilder vermittelt und Erinnerungsfotos geschossen - Musiker zum Anfassen, Stars von morgen?

Einen Fehler haben die Veranstalter in der Planung dieses Abends gemacht: sie haben nämlich nicht berücksichtigt, dass das Bayern-Pokalspiel im Free TV übertragen wurde. "Wer konnte aber auch ahnen, dass die so weit kommen?", fragte sich Sven Tweer ironisch selber ob der - angesichts der gebotenen Qualität - viel zu wenigen Besucher. Zwei Dinge jedoch hat das Mittwochabend-Publikum wiederum den anderen voraus, die eben nicht im Moosburger Hof waren: sie haben ganz sicher sehr viel besser gespeist und sie haben einen Auftritt erleben dürfen, der zu einem der absoluten Höhepunkte des noch jungen Pfaffenhofener Konzertjahres avancieren wird.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.