Paradoxerweise „Destination Unknown“ heißt die aktuelle CD der Ralf-Dee-Band, die beim Stil-Wirt nun ihren ersten Live-Gig ablieferte. Denn das Konzert vor voller Gaststube in der Wendenstraße zeigte eine klare Richtung an: Folk, Rock und Country in einer mitreißenden Mischung, mit jungen Musikern, die Ralf Dees kraftvollen Songs einen konzertanten Mantel anlegten.
Ein glückliches Händchen hatte also der Singer und Songwriter bei der Auswahl seiner Band, deren Mitglieder alle trotz ihres Alters auf lange musikalische Erfahrung zurückgreifen, und so wunderte es nicht, dass bei einigen Songs auch der Swing der Gymnasiums-Bigband durch den Stil-Wirt wehte.
Eingestimmt in den Abend allerdings hat Ammar Rihani, der mit bluesiger Stimme auf seiner Gitarre einen fast in Vergessenheit geratenen genuinen Bluesrock wiederbelebte, dem anschließend auch Ralf Dee in einigen seiner Lieder die Ehre erwies.
Max Breinbauer an den Drums gab, cool mit der Zunge zwischen den Zähnen, den Takt vor, und Enrico Jasny spielte den Bass, wie es sein soll: so unspektakulär präzise brachte er doch unglaublichen Drive in die Songs, so dass die Musiker auch vor Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“ nicht in die Knie gehen mussten. An der Gitarre schnitzte Phil Schlegel am Grundstock seines eigenen Denkmals: Er muss in einem früheren Leben Keith Richards kennengelernt haben, und vor kurzem wohl hat ihm Mark Knopfler ein paar „Fingertips“ geschenkt. Täuschte der Eindruck oder hielt er sich in seinen Soli bewusst zurück, um Ralf Dee die Show nicht zu stehlen?
Wie dem auch sei: Ralf Dee hat mit seiner Band einen großen Auftritt abgeliefert und sich mit mitreißenden Songs in die Erfolgstradition der Stil-Konzerte eingereiht – mit Liedern über die ewig Gestrigen und über verlorene Tränen, die an diesem Abend angesichts der musikalischen Kraft jedoch niemand vergießen musste.
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