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Her mit der Jugendkneipe

(Reichertshofen, rt)

 

Der Streik bei der Deutschen Post AG sorgte dafür, dass in der vergangenen Woche nur wenige Teilnehmer zur Jugendbürgerversammlung für Reichertshofen, Gotteshofen, Starkertshofen und Wolnhofen kamen. 389 Einladungsbriefe kommen vermutlich demnächst ins Haus, aber eben zu spät. Ein paar Jugendliche waren dann aber doch da und präsentierten interessante Vorschläge - wie etwa eine Jugendkneipe.

Insgesamt acht Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren waren es dann doch, die per Mundpropaganda vom Termin erfahren hatten und dann ins Vereinsheim des TSV Reichertshofen kamen. Nach einer Vorstellungsrunde der marktgemeindlichen Jugendbeauftragten Stephanie Steiner und Elisabeth Wagner, des Kreisjugendpflegers Christian Kestel und von Bürgermeister Michael Franken (JWU) war die Reihe an den Jugendlichen, ihre Vorstellungen von einer jugendfreundlichen Gemeinde zu formulieren. „Jeder soll seine Wünsche nennen, und sollten sie auch noch so verrückt sein“, appellierte Wagner. Der Gemeinderat wisse so gut wie nichts über die Anliegen der ortsansässigen Jugendlichen. Franken machte eingangs auf das derzeit laufende Städtebauförderungsverfahren aufmerksam und zeigte sich gerne bereit, den einen oder anderen Vorschlag in diesem Rahmen unterzubringen.

Trotz der Aufforderung Wagners, der Phantasie freien Lauf zu lassen, blieben die Wünsche der Jugendlichen in einem überschaubaren, um nicht zu sagen vernünftigen Bereich: Busverbindungen sollten besser werden, vor allem jene nach Ingolstadt, die Erneuerung des Bike-Parks sei überfällig, Bushaltestellen sollten überdacht, die Bolzplätze besser gepflegt werden. Etwas exotisch mutete auf den ersten Blick der Vorschlag an, einen American-Football-Club zu gründen. „Man benötigt 60 Leute“, so der Jugendliche. Die bringe man schon zusammen, meinte er – auch im Hinblick auf die dann unbedingt notwendigen Cheerleader - zuversichtlich. Franken schlug dazu vor, vielleicht schon mal beim TSV nachzufragen, ob der sich auf ein derartiges Experiment einlasse.

Dass es im Ort neben Feiermöglichkeiten nach 20 Uhr auch ein Kino und ein Sportgeschäft sowie mit guten Körben ausgestattete Basketballplätze geben sollte, waren weitere Anmerkungen der jungen Marktgemeindebürger.

Gedanken sollte man sich über eine Nutzung des Jugendzentrums machen, so ein Teilnehmer, wo es doch auch keinen Bauwagen gebe, den man als Treffpunkt nutzen könne. Franken winkte beim Stichwort Bauwagen jedoch ab: „Die werden nicht so gerne gesehen, weil oft schon 13- bis 14-Jährige dort an Alkohol herangeführt werden.“ Das Jugendzentrum wurde dann von der Jugend kontrovers beurteilt. Es gab auch kritische Stimmen, etwa wegen fehlender Fenster in der dortigen Disco bis hin zu engen Räumlichkeiten und ein Jugendlicher meinte: „Das haut nicht hin.“ Negativ beurteilt wurde von den Burschen eine Art von „Gang“ 18- bis 20-Jähriger, die sich ab und an vor dem Jugendzentrum träfen. Von jenen distanzierten sie die Gesprächsteilnehmer ausdrücklich, während die sich ebenfalls sporadisch dort aufhaltenden Asylbewerber ausdrücklich als „positiver Faktor“ wahrgenommen würden, wie sie unisono sagten.

 

Reichertshofens Jugendbeauftragte Elisabeth Wagner (l.) und Stephanie Steiner.

Aus dem Blickwinkel der Jugend gesehen, so ein anderer Teilnehmer, sei es durchaus sinnvoll, „ein Jugendlokal auf die Beine zu stellen.“ Allerdings müsse man dann auch von der Gemeinde dahinterstehen. Franken war ebenfalls der Meinung, dass im Markt ein „Lokal fehlt mit entsprechender altersgemäßer Szene.“ Bemängelt werde des Öfteren überhaupt, dass es in Reichertshofen zu wenig Gastronomie gebe. Jedoch sei auf Verwaltungsebene bereits ein entsprechendes Projekt unter Beteiligung des Marktes in der Diskussion, verriet Franken. Durch die Städtebauförderung könne in dieser Frage womöglich ja Bewegung kommen.

Nach etwa zwei Stunden des Meinungsaustausches zog forderte Wagner dazu auf, ihr baldmöglichst weitere Vorschläge zukommen zu lassen und Franken zog das Fazit: „Es war eine rege Diskussion, die uns weitergebracht hat und nach Wiederholung ruft.“
 

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