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Wirbel um Ausgleichsfläche bei Gotteshofen wegen Furcht vor Mückenplage

(Reichertshofen, rt)

Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken (JWU) forderte im Gemeinderat dazu auf, mehr zuzuhören als zu plärren. Archivfoto: Raths 

 

Gegen eine Ausgleichsfläche in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wendeten sich etwa 80 Bürger aus Gotteshofen vor geraumer Zeit mit einer Unterschriftenliste, die dem Reichertshofener Bürgermeister ausgehändigt wurde. CSU-Gemeinderat Johann Felber brachte diese Thematik in den vergangenen beiden Sitzungen vor und wies dabei auf die Sorgen der Anwohner vor einer Mückenplage hin. Für Klärung sorgen will nun der Marktbürgermeister bei einer öffentlichen Ortsbegehung und in der kommenden Gemeinderatssitzung.

Zur Vorgeschichte: Bereits aus dem Jahr 2010 stammt der damals einstimmige gefasste Beschluss des Gemeinderates, unter anderem südlich vom Reichertshofener Ortsteil Gotteshofen ein Gelände anzukaufen. Dieses war für künftige Baumaßnahmen als sogenannten Ausgleichsfläche vorgesehen, wie es aus dem Rathaus dazu hieß. Nötig wurde das deshalb, weil eine solche bei der Festsetzung von Baugenehmigungen stets nachzuweisen ist. Diese Ausgleichsregelung ist dafür da, um einer Verschlechterung für Natur und Landschaft bei vorgesehenen Versiegelungen entgegenzuwirken.

Für das Baugebiet Ronnweg II war deshalb ebenfalls eine Ausgleichsfläche von 1,4 Hektar notwendig, wovon zwei Flurnummern mit insgesamt 0,87 Hektar am Ortsrand von Gotteshofen verwendet wurden. Im Rahmen der Bauplanungen sah die Konzeption des Landschaftsarchitekten in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde eine Aufwertung der Fläche unter anderem mit zwei leichten Bodensenken in der Größe von je 400 Quadratmeter vor, damit dort eine Feuchtwiese entsteht und sie etwa zum Lebensraum von Wiesenbrütern werden kann.

Das Gebiet ist gleichzeitig ein natürlicher Wasserrückhalteraum, der von daher auch als Retentionsfläche bezeichnet wird und wo nicht unbedingt wasserbautechnische Veränderungen vorhanden sein oder gar gemacht werden müssen, wie das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt gegenüber Hallertau.info erläuterte. Die Terminologien Ausgleichsfläche und Retentionsfläche waren nämlich in der vergangenen Gemeinderatssitzung unterschiedlich gebraucht und offenbar auch unterschiedlich aufgefasst worden.

Mückenplage befürchtet

Diese Fläche also wurde unlängst abgepflockt und rief damit etliche Anwohner auf den Plan. Deren Befürchtung: Es könnte sich dort eine Mückenplage entwickeln in deren Folge die Wohnqualität sinke, wie Felber in der Gemeinderatssitzung ausführte. Jener sah bislang die Ängste der Anwohner nicht ernst genommen und stellte deshalb mehrere Fragen an Bürgermeister Michael Franken (JWU), die er ihm noch während der Sitzung auch schriftlich vorlegte.

 

Aus der Karte geht hervor, dass die Ausgleichsfläche südlich von Gotteshoifen und nördlich der Paar vollständig im FFH-Gebiet (Rot gekennzeichnet) liegt. Quelle: Landratsamt Pfaffenhofen

 

Unter anderem führte Felber an, dass die Gotteshofener "bezüglich der Schaffung von Ausgleichs- und Retentionsflächen" - für das Gewerbegebiet Ronnweg II - "diese Maßnahme ablehnen." Offen geblieben sei bislang, wann ein vom Bürgermeister selbst vorgeschlagenes Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammen mit den Beschwerdeführern stattfinden werde und warum Franken "diese Maßnahmen zurückgestellt und nicht gestoppt - wie die Beschwerdeführer behaupten" habe.

Auf Nachfrage von Hallertau .info erklärte Franken ergänzend zu seiner bereits in der Sitzung gemachten Aussage dazu, dass der angesprochene Ortstermin demnächst stattfinden werde und alle daran interessierten Bürger dazu eingeladen seien. Der genaue Termin werde auch in der Presse bekanntgegeben.

Unbewusstes Abstimmungsverhalten

"Die meisten waren sich eben nicht bewusst , dass sie darüber abstimmen", unterstellte Felber dem Gemeinderat hinsichtlich der Zustimmung zu den Ausgleichsflächen für das Baugebiet Ronnweg II im Rahmen des üblichen Verfahrens. "Wir haben jetzt das Problem, dass das ausgewiesen wurde als Fläche; und es gibt eine Besprechung mit der Unteren Naturschutzbehörde; und wir können selbstverständlich noch andere Flächen dafür hernehmen", führte Felber aus.

Zu bedenken gab Franken dazu, dass ein Gemeinderatsbeschlusses nötig sei, falls die in Rede stehende Ausgleichsfläche zurückgenommen werden sollte, da sie Bestandteil des Bebauungsplanes für das neue Gewerbegebiet gewesen sei. Die Folge davon wäre neben der Notwendigkeit, eine andere Ausgleichsfläche zu finden, dass es dann auch einer Änderung des Bebauungsplanes Ronnweg II bedürfte.

Franken will nun von der Unteren Naturschutzbehörde prüfen lassen, ob die geplanten Mulden zwingend realisiert werden müssen. Bürgermeister und Verwaltung seien überdies verpflichtet, die Beschlüsse des Gemeinderates auch entsprechend umzusetzen, so das Gemeindeoberhaupt.

Franken stellte die rhetorische Frage, warum man denn die dortige Ausgleichsfläche überhaupt gekauft habe. Etwas irritiert sagte der Bürgermeister Richtung CSU-Fraktion: "Ich kann mich noch gut erinnern, wie ihr euch letztes Jahr massiv für den Naturschutz in Gotteshofen eingesetzt habt und jetzt macht der Naturschutz einen Vorschlag, das intensiv genutzte Grünland aufzuwerten und extensiv zu nutzen." Dies ergänzend sagte der Bürgermeister: "Mir ist doch das völlig wurst, wo diese Ausgleichsflächen sind." Wenn der Gemeinderat Änderungsbedarf sehe, müsse er sich dazu eben Gedanken machen. Nach Auskunft des Landratsamtes Pfaffenhofen befindet sich die Ausgleichsfläche tatsächlich vollständig im FFH-Gebiet, das im Rahmen eines europäischen Netzes aus zusammenhängenden Schutzgebieten zum Schutz der einheimischen Natur in Europa (Natura 2000) steht. In der darin enthaltenen Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) werden Arten und Lebensraumtypen genannt, die besonders schützenswert sind.

Plärren im Gemeinderat

"Eine bessere Ausgleichsfläche als in oder am Rande eines FFH-Gebietes gibt es ja nicht" stellte Franken fest. Nochmals betonte er, prüfen zu lassen, ob eine modifizierte Planungsausführung möglich sei. Seine Bitte an das Gremium lautete deshalb, die Thematik zurückzustellen. Es gebe noch keine konkreten Terminabsprachen bei der Flächengestaltung, so dass gegenwärtig auch kein Handlungsdruck da sei. Er habe "alles gestoppt, dass Aufträge erteilt werden, dafür stehe ich mit meinem Wort und daran lasse ich mich auch messen", so Franken wörtlich.

Felber wies dann abermals darauf hin, die "Ängste und Sorgen der Bürger" ernst zu nehmen. Der Christsoziale bekräftigte seine bereits zuvor geäußerte Meinung, dass "die meisten Gemeinderäte nicht mitbekommen, was (sie) da im Rahmen des Bebauungsplanes abgestimmt haben - das ist so untergegangen." Franken konterte darauf: "Das sind aber eigentlich die wichtigen Sachen, da wird dann - ich kann mich erinnern - geplärrt: 'weiter', anstatt dass man sich die Zeit nimmt, das auch anzuhören."

In der kommenden Gemeinderatssitzung werde das Thema auf der Tagesordnung stehen, kündigte Franken abschließend an. Auf einen Andrang der Gotteshofener Bürger wird sich Franken im Rathaussaal dann wohl einrichten müssen.
 

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