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25 Jahre JWU - eine Erfolgsgeschichte mit Kampfspuren

(Hög, rt)

JWU-Vorsitzender und Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken trägt nach dem Wahlkampf Narben davon, wie er auf der 25-Jahr-Feier der Partei berichtete.

 

Ein Erfolgsgeschichte sei es, aber auch ein jahrelanger Kampf: Die Junge Wähler Union Reichertshofen (JWU) feierte am Wochenende ein vollendetes Vierteljahrhundert seiner Existenz. Der Rückblick in die Vergangenheit war geprägt von einem steten Zuwachs. Mehr geworden sind über die Zeit nicht nur die Mitglieder sondern auch die Gemeinderatssitze und mit ihnen die Zustimmung zu Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken als Frontmann der Partei. Doch der Erfolg verlangt wohl bald nach anderen Bandagen.

Der Saal im Höger Gasthaus Söltl war gut gefüllt mit den Mitgliedern der JWU. Sie konnten bei Speis und Trank via Beamer verfolgen, wie es seit dem Gründungstag am 20. April 1989 aufwärts geht mit der Partei: 13 Mitglieder am Anfang, heute 124, von knapp über zwölf Prozent Stimmen bei den Gemeinderatswahlen auf über 38 Prozent, eine Vervierfachung der auf aktuell acht Gemeinderatssitze. Pressereferent Erwin Strasser - "Selbst als 'Regierungspartei' noch Stimmen zu gewinnen ist ein super Erfolg" - wies auch auf den Stimmenzuwachs bei der Bürgermeisterwahl hin - von gut 40 Prozent in 2008 auf 63,12 Prozent in diesem Jahr. Eigentlich ein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Gäbe es da nicht etwa wechselnde Personalien samt ihrer Folgen und Attacken des politischen Gegners. Man könnte ja glatt vor Neid erblassen bei der rein statistische Betrachtung dieser Erfolgsgeschichte. 

Vorläufige Abrechnung

Dass es mit dem Erblassen alleine ganz offenbar nicht getan ist, machte Franken deutlich als er an der Reihe war mit seiner Festansprache. Die JWU präsentierte er eingangs durchaus überzeugend und auf seine Art leidenschaftlich als eine Partei, die immer präsent und bei zahlreichen Veranstaltungen aktiv mitten im Geschehen dabei ist.  Dabei habe sie  immer ein offenes Ohr für die kleinen und großen Nöte der Bürger. Doch seit der vergangen Wahl - in der Franken die Sympahien der Wähler offenkundig für sich verbuchen konnte - ist das einigermaßen gerade Bild etwas verschoben worden. "Was da abgelaufen ist, war weit unter der Gürtellinie und hat mich stellenweise ganz schön aus dem Gleichgewicht gebracht." Einige Narben seien da schon zurückgeblieben. "Schämt euch!", wolle er jenen Mitbewerbern zurufen, die versucht hätten, die Presse zu manipulieren. Manche hätten da vor keiner Schweinerei zurückgeschreckt. Der Rathauschef spielte dabei unter anderem auf ein seinerzeit umstrittenes Bauvorhaben in der Marktgemeinde an, wozu er aus einem Schreiben des Landratsamtes dem Gemeinderat einen bestimmten Textteil womöglich in manipulativer Absicht nicht vorgelesen haben soll, so der damalige Vorwurf. Durch eine schriftliche Erklärung aus dem Landratsamt wurde Franken später rehabilitiert.

Bürgermeister entsetzt über Teile des Gemeinderats

Entsetzt sei Franken vom Umgang und der Arbeit einiger Gemeinderäte. So habe er unter anderem ganz aktuell erfahren, dass von Seiten der CSU-Fraktion den eigenen Parteiangehörigen in wenigstens einem Fall ein Sprechverbot mit Gemeinderäten der JWU auferlegt worden sein soll. "Was da momentan im Gemeinderat abläuft ist nicht in Ordnung", fasste Franken die gegenwärtige Situation zusammen. Die Hoffnung, dass sich die CSU nach der Wahl auf die Sacharbeit konzentrieren würde, habe sich bei ihm längst zerschlagen. "Beleidigen, verletzen, behindern und verzögern", so Franken, wolle der politische Gegener nur noch. Angriffe richteten sich mittlerweile sogar auf die Mitarbeiter der Verwaltung, obgleich jene "einen guten Job machen." Während die JWU im Jahr 2008 volljährig geworden sei, sei die CSU wohl in die Pubertät zurückgefallen, ätzte Franken. Nebenbei sei erwähnt: Alle Jubiläumsgäste erhielten zum Abschluss der Feier ein Badetuch, um sich "den Schweiß von 25 Jahren Kampf abzuwischen", wie die Vorstandschaft formulierte.

Ziele und Wünsche 

Auf der positiven Seite bilanzierte der JUW-Vorsitzende Franken eine erfolgreiche Familienpolitik mit dem Ausbau der Ganztagesbetreuung in Schulen, den Kinderkri ppenneubau oder auch der Ferienbetreuung, um hier nur einige zu nennen, die bauherrnfreundliche Politik und die Förderung von Firmenansiedlungen. Weiterhin verfolgen will Franken unter anderem die bürgerfreundliche Verwaltung mit einem transparenten Bürgermeisterbüro, die Städtebauförderung und dazu auch die Neuausweisung von 18 Hektar Gewerbefläche an der Autobahn. Dort sollten in der Folge mindestens 400 Arbeitsplätze entstehen.

Erdle teilt rundum aus - Franken fordert Presse heraus

Florian Erdle, Pfaffenhofener Stadtjurist und berufsmäßiger Stadtrat mit deutlich ausgeprägten kabarettistischen Neigungen, war von Franken eingeladen worden, einen nach Erdles Möglichkeiten objektiven Blick auf Reichertshofen und die JWU zu werfen. Franken betonte in der Einführung extra, dass es Erdle gelungen sei, ihm "im Vorgespräch einiges zu entlocken", was der Presse so - zumindest in der Vergangenheit - nicht gelungen sei. Nach dieser verbalen Herausforderung des Bürgermeisters an die Adresse der journalistische Zunft nahm Erdle, wie zu erwarten war , kein Blatt mehr vor den Mund, als es danach um eine realistische Einschätzung der insbesondere parteipolitischen Verhältnisse vor Ort ging.

Was gibt es Positives aus Reichertshofen zu berichten, habe sich der Kabarettist gefragt und kam dabei zu dem Schluss, dass es denn ein kurzer Beitrag würde. So und noch deutlicher biss sich der Kabarettist in den seiner Erkenntnis nach beschaulichen Ort: "Ihr Haushaltsplan ist bisher genau wie das Temperament von Bürgermeister Franken - immer sehr, sehr ausgeglichen."

Die JWU als Tarnliste der CSU verwirre den Wähler mit häufig wechslenden Personalien. 2008 mit Rudi Repper als JWU-Mitglied bei Stichwahl gegen Franken, Georg Link als Freier Wähler ist Gründungsmitglied der JWU und "immer noch dabei", Hans Felber von JWU zur CSU, Dieter Lindenmeier hat gleich mitgewechselt, dafür der Georg Link von der CSU 2014 nicht zur SPD und Jürgen Wolkenstein von der SPD zur JWU. "Etwas unruhige Verhältnisse."

Die eigene Hauspostille Pfiff falle teilweise etwas dünn aus, also sei es ein dünnerer Pfiff. Reichertshofen besitze ein gute Lage nah an Ingolstadt, aber noch näher am Napoleon vom Nordland: Ludwig Wayand - den es abzuwehren gelte, wo er gerade einfallen könnte. Reichertshofen habe aber auch noch eine aktive CSU - Dank der JWU, die durch Franken "den Felber sozusagen hinüber vermittelt" habe.

Die CSU-Fraktionssprecherin Andrea Schweiger habe das Motto: „Ich sage, was ich denke“ und der Franken denke „Dafür sagt sie aber oft ziemlich viel." Im Marktgemeinderat als solchen herrschten Zustände wie es sie sonst nur in Wolnzach gebe, obgleich Franken unermüdlich im Dienst der Gemeinde sei: 25 Stunden am Tag, von der Nacht ganz zu schweigen.

Eine Verwaltungsgemeinheit sei jene mit Pörnbach, dort wo es keine Parteipolitik gebe und wo es deshalb ein schönes Arbeiten sei. Dort säßen die Gemeinderäte auch nicht nach Gruppierungen getrennt. Es gebe keine Vorbesprechungen vor den Sitzungen, "jeder geht mit dem gleichen Informationsstand rein."

Reichertshofen habe jedenfalls den Gemeinderat, den es verdiene. "Ich frage mich ja, warum wollen so viele Menschen freiwillig in den Gemeinderat, und dann noch in den Gemeinderat - obwohl sie gar keine Bauunternehmer sind?" Und dann gebe es ja noch den Seehofer von Reichertshofen, "der heißt Felber – oder Westner, da sind sich die zwei noch nicht ganz einig."

Ein Paradox jedenfalls sei auffällig: "Wenn es nicht gerade um einen rechtswidrigen Zuschuss für den Trachtenverein geht, herrscht im Marktgemeinderat die lebendigste Diskussion ausgerechnet beim Thema Leichenhaus Langenbruck." Wer sollte sich angesichts solcher Zustände noch in der Politik auskennen?: "Probleme machen, auf die kein anderer gekommen wäre."

 

Andrea Blößl (Mitte) kann auf viele Jahre des Engagements für die JWU verweisen und wurde deshalb von ihren VorstandskollegenHelga Dorfner-Huber und Michael Franken besonders ausgezeichnet.

Ehrungen

Geehrt wurden: für langjährige Tätigkeit in der Vorstandschaft: Andrea Blößl (25 Jahre), Michael Franken (15), Jörg Breitfeld (10); für das Engagement im Marktgemeinderat: Andrea Blößl, Elisabeth Großmann und Adolf Kothmeier (alle 18); für die Aktivität im Vereinsausschuss Andrea Blößl (25) Georg Weber (20) und Elisabeth Großmann, Adolf Kothmeier und Holger Reichart (15). Mitglieder seit 25 Jahren sind Andrea Blößl, Ernst Grillmeier, Georg Großmann, Eugen Kloos, Manfred Kracklauer, Georg Link und Georg Weber.

 

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