Lesung zwischen Taxi-Geschichten und Kriminalfällen
(Wolnzach, lil)Zwar hatte das schlechte Wetter wohl einige Gäste davon abgehalten, die gestrige Lesung in der Marktbuchhandlung Kawasch zu besuchen, doch für Literaturfans bot der Abend zwei interessante Geheimtipps – von Autoren der Region versteht sich. Michael von Benkel stellte so sein Buch „Das Taxi: 11 wahre und 1 erfundene Geschichte“ vor, Gerhard Trautmannsberger las aus seinem zweiten Roman „Bernbichler oder: Der Kommissar.“
Als überraschend, humorig und knifflig könnte man das neue Werk von Michael von Benkel – eigentlich Amtsrichter in Ingolstadt – bezeichnen. Sechs Jahre lang ist er nämlich während seines Studiums als Taxifahrer in München unterwegs gewesen, genügend Stoff für insgesamt 85 Geschichten bot ihm diese Tätigkeit. Elf daraus hat er nun in seinem Buch veröffentlicht – plus einer zwölften, allerdings erfundenen Story. Und diese bleibt bislang sein Geheimnis. Während der Leser also einerseits über die teils witzigen, teils auch skurrilen Erlebnisse auf den Straßen der Landeshauptstadt schmunzelt, fängt er gleichzeitig unweigerlich an, nach der fiktiven Erzählung Ausschau zu halten.
War es vielleicht die Geschichte, in der ein Fahrgast einsteigt, der als seinen Beruf zwar Fernfahrer angibt, aber noch nie etwas vom wohl berühmtesten, amerikanischen Fast-Food-Restaurant gehört hat? „Das ist natürlich Sinn der Sache, dass erst einmal heiß darüber diskutiert wird, welche Geschichte erfunden ist“, erklärte Michael von Benkel, der seine Literatur auch nicht pur darbot, sondern mit inspirierenden Gitarrenklängen untermalte. Allerdings spielt der Autor bereits mit dem Gedanken, im Rahmen seines nächsten Buches einen Wettbewerb auszuloben und das Rätsel dann nach Abgabe der Leser-Tipps zu lüften.
Gerhard Trautmannsberger (l.) und Michael von Benkel (r.) stellten ihre neuen Bücher vor.
Mit Gerhard Trautmannsberger hatte die Buchhandlung Kawasch sogar einen Gast aus der Hallertau gewinnen können. Der Geisenhausener, der in Wolnzach das Gymnasium besucht hatte, stellte dabei seinen neuen, historischen Krimi vor. Dieser erzählt vom erfolglosen, knorrig-bayrischen Kommissar Bernbichler, der eine Mordserie an osteuropäischen Mädchen aufklären soll. Schon der Prolog lässt dabei erste Einblicke in die Persönlichkeit des Kommissars Bernbichler zu: Die Scheidung steht an, der Sohn entspricht nicht den Erwartungen und dann kommt sein wohl letzter Fall: Mitten in München wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. „Es geht aber mehr um eine Charakterstudie, als um den Kriminalfall“, so Trautmannsberger, „ich habe einfach die ersten Zeilen geschrieben und mir dann weiter überlegt: Wie könnte die Geschichte ausschauen?“
Mit den zwei vollkommen unterschiedlichen Büchern bot die Lesung wohl für jeden Geschmack etwas. Eines haben allerdings beide Literaturwerke gemeinsam: Sie regen zum Grübeln an, denn sicher stellten sich die Zuhörer am Ende nicht nur die Frage, welches Taxi-Erlebnis erfunden ist, sondern auch, ob Bernbichler seinen Fall lösen kann.
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