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Tonelli: Ein Zirkus feiert Jubiläum

(Wolnzach, hr)

Wenn im Rest der Republik Hellau und Alaf den beschwipsten Faschingsnarren die Erregtheit auf die Wangen zaubert, ist in Wolnzach eine Narretei der ganz anderen Art im Gange. Dort steht der Fasching unter dem Schlagwort Tonelli. „Wir sind kein Faschingsverein“, betont Zirkusdirektor Georg Hölzl. Und dennoch, alle zwei Jahre lädt der einzige Zirkusverein in der Hallertau genau am Unsinnigen Donnerstag sein Publikum zum Staunen ein. Dass es ganz traditionell an diesem Tag heißt „Vorhang auf und Manege frei“, das geht auf das Jahr 1928 zurück.

„ … Auf dem Stadion vor dem Rathaus flattern Fahnen in blau weiß, ein großes Zelt ist aufgeschlagen, in dem der weltberühmte Zirkus unter Casparis Direktion sich produziert …“, heißt es in der Samstagsausgabe des Wolnzacher Anzeigers vom 18. Februar 1928. Die damalige Zeitung verrät nicht viel, genauer wird da Jahre später Chronist Paulinus Fröhlich. Ein kleiner Wanderzirkus gastierte in Wolnzach und wollte auf dem Marienplatz seine Kunststücke darbieten. Nur wenige waren allerdings zur Eröffnungsvorstellung gekommen. Spontan gab es daraufhin den Vorschlag von Kaspar Reisinger, den Zirkusleuten mit einer eigenen Vorstellung unter die Arme zu greifen.

Schon damals standen, wie sich der frühere Zirkusdirektor Max Niedermeier erinnert, Wolnzacher in der Manege und „ … zahlreich folgen die vielen aus allen Richtungen eingetroffen Menschen der Einladung …“ Ob diese spontan aushalfen oder ob es sich um ein geplantes Programm gehandelt hat, dass lässt sich heute nicht mehr sagen. Was jedoch blieb, war der Name in Anlehnung an Direktor Kasper Reisinger: Zirkus Caspari!

In den Folgejahren wurde es ruhig um die Zirkusleute. Erst einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, genauer gesagt 1952, wurde der Manege neues Leben eingehaucht. „Damals war im Fasching einfach wenig los, aus diesem Grund hat man sich entschlossen vor dem Rathaus unter freien Himmel eine Vorstellung zu geben“, erläutert Niedermeier. Wieder standen Wolnzacher im Zirkusrund und verzauberten das Publikum mit sportlichen, akrobatischen und humoristischen Einlagen. Wie schon 1928 waren die Zuschauer begeistert. 24 Jahre nach der ersten Vorstellung ist den Artisten um Direktor Anton Werkmann gelungen, an den Erfolg von damals anzuknüpfen. Nur eines änderte sich: der Name. Aus Caspari wurde Tonelli!

Ein Name, der mehr als 60 Jahre später aus Wolnzach nicht mehr wegzudenken ist. Fast schon untrennbar sind die Tonellis seither mit dem Unsinnigen Donnerstag in der Hopfenmetropole verbunden. Und dennoch, als klassischer Faschingsverein sahen sie sich nie. „Ein Prinzenpaar, ein Helau, das sucht man bei uns vergebens“, so Niedermeier. „Das sind wir auch nicht!“ Vielleicht ist es genau das, was letztlich auch die Faszination ausmacht.

Eine Mischung aus Artistik und Akrobatik gepaart mit einem Schuss Witz und Humor, so könnte man die Zirkusfamilie wohl am besten beschreiben. „Wir wollen unser Publikum für 90 Minuten fern des Alltages verzaubern“, erklärt Zirkusdirektor Georg Hölzl. Keine leichte Aufgabe, wie Hölzl weiter ausführt: „Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, sie alle kommen zu uns und wollen unterhalten werden.“ Genau dieser Spagat gelingt der Zirkusfamilie alle zwei Jahre par excellence. Sie nehmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welt von Mystik, Zauberei und Fröhlichkeit.

Dass es den Wolnzachern gelingt, ihre Zuschauer derart zu fesseln, das liegt auch an der langen Tradition des Vereins. „Das ganze Know-how ist über die Jahre hinweg von Familie zu Familie weitergegeben worden“, erklärt Vorstandsmitglied Christian Hohenleitner. So konnte man auf dem Wissen und der Erfahrung der ersten Jahre aufbauen und den Zirkus immer weiter professionalisieren. Damit sind aber nicht nur die atemberaubenden Akrobaten in der Manege gemeint, sondern auch alle, die mithelfen, dass der Auftakt zur närrischen Zeit in Wolnzach ein ganz Besonderer ist. „Es ist wirklich immer wieder beeindruckend, was die Tonellis auf die Beine stellen“, erklärt Bürgermeister Jens Machold. „Man geht in den Zirkus und kann den Alltag einfach hinter sich lassen.“

Was sich die Zirkusfamilie für nächstes Jahr wieder ausgedacht hat, welche Nummern das Publikum staunen lassen und wo man am Ende einfach nur herzhaft lachen darf, dies bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Nur so viel wollte Zirkusdirektor Hölzl verraten: „Wir nehmen unser Publikum mit auf eine kleine Zeitreise!“ Man darf also gespannt sein, welches Feuerwerk die Artisten, Clowns und Akrobaten anlässlich ihres 90. Geburtstags in der Manege zünden werden.


 

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