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Ja, mia san mim Radel da!

(Abensberg, hal)

 

Das Fahrrad war der Startschuss in das Zeitalter der individuellen Mobilität. Und fast jeder verbindet mit diesem Gefährt eine ganz persönliche Erinnerung: Das erste Fahrrad, welches man zur Firmung bekommen hat oder den Drahtesel, mit welchem man sich waghalsig den steilsten Hügel hinuntergestürzt hat. Deshalb widmet sich „Wie´s früher war…“ diesmal dem Fahrrad.

Die 3. Bürgermeisterin der Stadt Abensberg, Gertraud Schretzlmeier, kann sich noch gut an ihr erstes Fahrrad erinnern: „Wir hatten ja das Radfahren im Stehen gelernt, weil wir nicht auf den Sattel gekommen sind. Ich habe mir mehrere Jahre zu Weihnachten ein Radl gewünscht, aber das Christkind hats einfach nicht gebracht, aber im dritten oder vierten Jahr hat mein Vater beim Herrichten des Weihnachtszimmers mit der Glocke geklingelt, da habe ich gewusst, dass es jetzt soweit ist. Gottseidank war der Winter damals sehr trocken, so dass ich bereits am 1. Weihnachtsfeiertag mit dem Rad zu meiner Oma fahren konnte“.

Auch Museumsleiter Tobias Hammerl schildert wehmütig seine Erinnerungen an sein erstes „richtiges“ Fahrrad. „Als ich zur Kommunion ein nagelneues „Kelsgau“-BMX bekam, war ich stolz wie Oskar. Leider erlaubten mir meine Eltern nicht, die in meinen Augen unnütze, aber von der StVO vorgeschriebene Ausstattung, wie Licht, Schutzblech und Reflektoren, nicht abmontieren, was meinen Coolnes-Faktor erheblich einschränkte.“

Die Abensberger Fahrradgeschichte beginnt um das Jahr 1865. Die frühen hölzernen Tretkurbelräder ähnelten in ihrer Bauart noch sehr den Kutschen, so dass diese oft von Wagnern hergestellt wurden. Peter Rusch war in Abensberg der erste, welcher sich mit einem solchen Tretkurbelrad vorwärts bewegte. Die Söhne des Wagners Hofbauer, denen ihr Vater eine solche Maschine baute, folgten ihm nach.

Ein Engländer fuhr um 1880 mit einem stählernen Hochrad mit Gummibereifung durch Abensberg und erregte damit große Aufmerksamkeit. Stefan Dantscher und der Sattler Josef Weber waren die ersten, die sich um 1882 Hochräder kauften. Der Kaufpreis lag damals zwischen 500 und 600 Mark. Dies wären heute rund 7.000€.

Radfahren war eine „Trendsportart“. Die Radler trafen sich zu Ausfahrten und gründeten Vereine. 1896 wurde der Radfahrverein Abensberg gegründet. Auf dem Gillamoos gab es Fahrradparkhäuser, in welche gegen eine Parkgebühr das Fahrrad eingestellt werden durfte.

Das Fahrradfahren war streng reglementiert. Die angehenden Radler mussten zunächst den Nachweis erbringen, dass sie des Fahrradfahrens mächtig waren. Mit einem entsprechenden Nachweis, zum Beispiel ausgestellt von dem Fahrradhändler Otto Stegmayer in der Ulrichstraße, konnte dann bei der Stadt die Fahrradkarte beantragt werden. Diesen Führerschein mussten die Radfahrer immer mit sich führen.

Für das Jahr 1913 sind 18 fahrradfahrende Bürgerinnen und Bürger in Abensberg verzeichnet – überwiegend Männer, aber auch einige Frauen. Die erste Abensberger Radfahrerin war Frau Amalia Füger, geborene Eibl im Jahre 1895. Franz Xaver Osterrieder schreibt 1935 in der Rückschau auf die Zeit vor 1900 "Für Frauen war das Radfahren ein unmögliches Ding; es galt als ein Ausbund von Frivolität. Ein Mädchen, das Rad fuhr, galt als eine verlorene Tochter. Man sprach in Bekanntenkreisen über „so eine“ mit gedämpfter Stimme und man hielt es für taktlos, in Gegenwart ihrer Familie vom Radfahren zu reden. Aus diesem Grunde hatte München im Jahre 1890 erst drei Radfahrerinnen. Abensbergs erste Radlerin war um 1895 Frau Amalie Füger, geborene Eibl."

Frau Schretzlmeier und Herr Hammerl freuen sich darauf, zahlreiche Gäste zu dieser Ausgabe von „Wie´s früher war…“ begrüßen zu dürfen. „Und hoffentlich kommen viele mit dem Radl,“ so die beiden gemeinsam.
 

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