Letzte Stunden im Leben
(Hettenshausen , rt)Unter dem Titel "Palliativmedizin in der Hausarztpraxis" referierte der Facharzt für Allgemeinmedizin Wolfgang Moll im Rahmen der Hospizvereins-Jubiläumsveranstaltungen im Landkreis Pfaffenhofen über die Begleitung sterbender Patienten durch ihren Hausarzt.
Das eigene Lebensende - ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird aber das trotzdem von ungeheurer Wichtigkeit ist, bescherte dem Hettenshausener Sportheim eine mit Zuhörern beinahe bis auf den letzten Platz gefüllte Wirtsstube. Interessiert an der Veranstaltung zeigte sich auch Hettenshausens Bürgermeister Hans Wojta (UWG), der als Zuhörer daran teilnahm.
Facharzt für Allgeminmedizin Wolfgang Moll referierte über das Lebensende aus der Sicht des Hausarztes und Palliativmediziners.
Moll, der als Arzt seit 1995 in Niederscheyern niedergelassen ist und eine Zusatzausbildung zum Palliativmediziener absolvierte, gab zunächst einen historischen Überblick - Palliativmedizin ist ein vergleichsweise junges Fach, das erst seit etwa zehn Jahren eingehender thematisiert wird - und erläuterte dann Details zu einer aktiven ganzheitlichen Behandlung von Patienten, deren Leben sich unweigerlich ihrem Ende zuneigt. Dabei sei es nicht die Angst vor dem Tod an sich, die den Sterbenden meist bewege, sondern eher die Umstände darum herum riefen die Ängste hervor.
Atemnot, Hunger und Durst sind neben den Schmerzen die wesentliche Sorgen, die direkt oder auch indirekt Betroffene haben. Moll klärte auf, dass es heutzutage möglich ist, diese Ängste zu minimieren. So setze sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass ein Sterbender andere Nahrungsbedürfnisse habe als ein Patient mit Heilungsaussichten. "Zum Essen und Trinken dürfen Sterbende nicht gezwungen werden", stellte Moll klar. Atemnot könne beispielsweise durch eine veränderte Lagerung oder durch einen Handventilator einfach und effektiv begegnet werden. Und Schmerzen sei durch eine entsprechende Medikamentengaben in den häufigsten Fällen zu begegnen. Nicht zu vergessen sei aber auch die psychologische Betreuung. "Wenn der Hospizbegleiter kommt, sind schon 50 Prozent der Schmerzen weg", beobachtete Moll. Der Mediziner plädierte außerdem dafür, dass alle Haus- aber auch Fachärzte eine Basisausbildung in der sogenannten Allgemeinen ambulanten Palliativversorgung machen sollten; auch wäre es für die Bürger von Vorteil, an der Ilmtalklinik einen Palliativmediziner zu haben.
Moll hingegen und ein zweiter Arzt im Landkreis Pfaffenhofen hätten bereits eine Ausbildung zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) hinter sich. In Wolnzach käme bald ein weiterer hinzu. Zusammen mit dem Hospizverein werde bald versucht, im Landkreis Pfaffenhofen eine stationäre SAPV-Zweigstelle aufzubauen. "Wie das geht, müssen wir jetzt noch herausfinden", so Moll. Eine Hauptstelle scheitere an der Einwohnerzahl im Landkreis, da die Krankenkassen als Leistungsträger dazu 120.000 Einwohner als Mindestanforderung stellen.
Den Zuhörern mit auf den Weg gab der Arzt, vorsorglich eine Patientenverfügung zu machen. Die habe sich in Zweifelsfällen als Entscheidungshilfe mehr als bewährt.
In diesem Jahr feiert der Hospizverein Pfaffenhofen sein 20-jähriges Jubiläum und gibt aus diesem Anlass den Bürgern aller Landkreisgemeinden mit unterschiedlichen Veranstaltungen die Gelegenheit, seine umfangreichen Tätigkeiten kennenzulernen. Schatzmeisterin Ruth Manthey stellte dazu den Hospizverein vor. Ehrenamtlich engagieren sich die Mitglieder des Hospizvereines in vielfältigen Aufgabenbereichen. Dazu zählen unter anderem ein ambulanter Besuchsdienst, die Begleitung sterbender und trauernder Menschen durch speziell ausgebildete Trauer- beziehungsweise Hospizbegleiter, der Betrieb eines Trauercafés und eine geschützte Trauergruppe für Kinder und Jugendliche. Außerdem führt der Hospizverein diverse Kurse für Pflegekräfte und Ärzte durch und berät zu Patientenverfügungen - um an dieser Stelle nur einige der umfangreichen Aufgaben zu nennen.
Unterstützt werden kann der Hospizverein durch Spenden oder auch durch eine Mitgliedschaft. Nähere Auskünfte darüber gibt es bei den Sprechstunden im Pfaffenhofener Hospizbüro, Ingolstädter Straße 16/II, Eingang Riederweg, zu folgenden Zeiten:
Dienstag 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 17.00 Uhr
Donnerstag 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis18.00 Uhr
oder auch telefonisch unter der Rufnummer (0 84 41) 8 27 51.
Im Publikum als interessierter Zuhörer mit dabei: Hans Wojta (UWG, links im Bild) ; Bürgermeister von Hettenshausen.
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