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Ein politisches Erdbeben

(Pfaffenhofen, hr)

Mit 43 Prozent konnte Erich Irlstorfer das Direktmandat für den Wahlkreis Freising/Pfaffenhofen wieder gewinnen. Seine Freude war jedoch durch das schlechte Abschneiden der Union und der CSU getrübt.

Das politische System scheint in den Grundfesten erschüttert zu sein. Man kann gar von einer Zäsur sprechen, denn erstmals zieht mit der AfD eine rechtspopulistische Partei in den Deutschen Bundestag ein. Auch in Bayern musste die CSU herbe Verluste einstecken. Von 49,3 Prozent stürzen die Christsozialen auf knapp 38,8 Prozent ab.

Es ist wohl ein bitterer Wahlabend.  Ein Wahlabend, an dem Deutschland wohl sein Gesicht verändern wird. Die Frage, die sich natürlich gleich nach dem Urnengang stellt, warum dieses Votum so gekommen ist. Es ist wohl eine Protestwahl - eine Abstimmung auch über die Flüchtlingspolitik. In dieser scheint auch die CSU eine deutliche "Watschn" vom Wähler bekommen zu haben. Um nahezu zehn Prozent sind die Christsozialen in Bayern abgestürzt. Man muss wohl am Ende feststellen, dass die Wähler die harte Rhetorik aus München auch gegen die eigene Regierung nicht mit dem entsprechenden Votum quittiert haben.


Quelle: Landratsamt Freising

Auch im Wahlkreis konnte diese man diese Tendenz erkennen. Im Schnitt konnten die Rechtspopulisten auch hier 14 Prozent der Stimmen erringen. Gerade diese Zahl zeigt die herbe Schlappe für die CSU. Mehr noch als das zeigt es aber auch die Schwäche der SPD. In den Gemeinden des Wahlkreises haben die Sozialdemokraten den zweiten Platz fast weitgehend an die AfD verloren. Unisono liegen die Rechtspopulisten nicht nur deutlich über zehn Prozent, sondern auch im Wahlkreis zum Teil deutlich vor den Sozialdemokraten.

"Es ist wirklich enttäuschend", wertete Karl Straub das Ergebnis und zeigte sich dabei entsprechend selbstkritisch. "Wir dürfen jetzt nicht die Fehler bei anderen suchen, sondern müssen vor der eigenen Haustür kehren." Eine Äußerung, die letztlich auch die Stimmung an auf der CSU-Wahlparty in Pfaffenhofen widerspiegelte. Nach Jubeln war den Christsozialen deswegen nicht zumute.


Quelle: Landratsamt Freising

Erich Irlstorfer, der für die CSU wieder das Direktmandat holen konnte, sprach nach den ersten Hochrechnungen von einem "Desaster". "Es spiegelt nicht die geleistete Arbeit in den vergangenen vier Jahren wider", so Irlstorfer. Vielmehr waren nach seinem Dafürhalten Emotionen für das Wahlergebnis maßgeblich mitverantwortlich. Und hier scheinen vor allem Parolen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.


Kerstin Schnapp im Gespräch mit Thomas Neudert (FDP). Neudert zeigte sich mit dem Ergebnis der Liberalen zufrieden: "Wir haben unsere Wahlziele erreicht", erklärte er im Hinblick auf den Wiedereinzug in den Bundestag.

Auch Kerstin Schnapp (Grüne) zeigte sich einerseits zwar zufrieden über das Gesamtergebnis der Grünen, andererseits aber auch erschrocken über den Einzug der Rechten in 19. Deutschen Bundestag. "Als Grüne fällt mir ein Stein vom Herzen, dass wir über den Prognosen liegen. Aber so wie es sich im Wahlkreis abzeichnet, ist die AfD die zweitstärkste Partei im Wahlkreis, und das schockiert mich schon sehr."
"Wir tragen keine Verantwortung für die Vergangenheit, aber sehr wohl für die Zukunft. Dieser Satz von Max Mannheimer ging mir gerade nach diesem Ergebnis nicht mehr aus dem Kopf", so Irlstorfer, der vor allem das Signal, dass dieses Wahlergebnis auch nach Europa ausgesendet hat, für bedenklich hält.

So ist vor allem das Wahlergebnis im Wahlkreis Freising/Pfaffenhofen das, was für die CSU noch positiv für sich verbuchen kann. Hier lagen die Christsozialen deutlich über dem Landesschnitt. "Das ist mit Sicherheit dem sehr engagierten Wahlkampf von Erich Ilrstorfer zu verdanken", so Karl Straub. Mehr als 340 Veranstaltungen war der CSUler in den vergangenen Wochen quer durch den gesamten Wahlkreis unterwegs. Ein Wahlkampf, der wie Irlstofer betonte, auch an die Substanz ging. "Es war einer der härtester Wahlkämpfe, die ich je führen musste.


Die positive Meldung des Abends: Landrat Martin Wolf ist erstmals nach seinem schweren Unfall wieder im Landratsamt.

Doch gerade wenn man dieses Ergebnis betrachtet, bleibt jetzt keine Zeit, sich zurückzulegen, Urlaub zu machen oder den "Sieg" zu genießen, denn es muss eine stabile Regierung gebildet werden. Und hier scheinen die Optionen für die Union eng zu werden. Nachdem die SPD bereits am Wahlabend den Gang in die Opposition verkündet hat, bleibt nur eine Zusammenarbeit mit den Grünen und der FDP.

 

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