hallertau.info News

Zu trocken!

(Wolnzach, hr)

Während sich viele über den heißen Sommer freuen und regelmäßig mit gepackten Strandtaschen in die Freibäder pilgern, herrscht bei den Hopfenbauern eher gedrückte Stimmung. Nach der guten Ernte im vergangenen Jahr scheint man 2017 wieder mit einem Rückgang von 23 Prozent prognostiziert.

Die Hopfenwirtschaft scheint mehr denn je in einer Achterbahn zu sitzen. Auf eine gute Ernte folgt ein postwendend eine schlechte. Auch in diesem Jahr ist man von einer Durchschnittsernte weit entfernt. „Uns fehlt einfach der Regen“, erklärt Adi Schapfl, Präsident des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes. Im Vergleich zum 10-jährigen Mittel konnte im Juni nur etwa die Hälfte des sonst üblichen Niederschlags verzeichnet werden. „Es ist ein Trend, dem sich nicht nur unsere Pflanzer gegenübersehen“, fügt Johann Pichlmaier, Präsident des deutschen Hopfenpflanzerverbandes an. In ganz Europa treibt die anhaltende Trockenheit den Hopfenbauern die Sorgenfalten auf die Stirn. „Falls die zurzeit für den Hopfenbau sehr negativen Wachstumsbedingungen im Anbaugebiet Hallertau mit hohen Temperaturen und kaum Niederschlag andauern, muss zum jetzigen Zeitpunkt mit einer unterdurchschnittlichen Hopfenernte gerechnet werden“, so Pichlmaier weiter.

Eine erste Ernteeinschätzung geht von rund 28.500 Tonnen für 2017 aus. Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus circa 8.500 Tonnen. Natürlich könnte man nun sagen, Trockenheit und eine schlechte Ernte ist nie schlecht für den Preis. Doch für die Pflanzer geht es um mehr. Im Vordergrund steht auch die Liefersicherheit. Bereits 2015 kam es zu teils erheblichen Unterlieferungen von Verträgen und die Hopfenhändler mussten erstmals seit vielen Jahren die sog. Alphaklausel anwenden. Vor dem Hintergrund, dass die Hallertau rund 30 Prozent der weltweiten Brauwirtschaft mit dem grünen Gold versorgt, stellt sich zunehmend die Frage nach der Liefersicherheit.

„Wir brauchen eine Möglichkeit unsere Erträge zu stabilisieren“, erläuterte Schapfl und spielt dabei direkt auf das durchaus umstrittene Thema der Bewässerung an. Bislang gibt nur für rund 18 Prozent der gesamten Anbaufläche in der Hallertau die Möglichkeit der Trockenheit mit einem Bewässerungssystem entgegenzuwirken. In der Vergangenheit scheiterte dies oft auch an den Vorgaben seitens der Ämter. „Wir müssen gerade in Anbetracht der letzten Jahre hier noch einmal Gespräche führen“, so Pichlmaier. „Uns geht es dabei nicht darum in guten Jahren noch mehr Hopfen zu produzieren, sondern die Trockenheit etwas abzufedern.“ Der Weg dorthin, das machten Schapfl und Pichlmaier deutlich, wird sicherlich nicht einfach, dennoch betonten beide, dass man mit den Pilotprojekten am Brombachsee und an der Donau auf dem richtigen Weg ist.

Bis aber auch flächendeckend für die Hallertau eine Lösung gefunden ist, wird aber sicher noch einige Zeit vergehen und so bleibt jetzt der Blick auf den Markt. Hier wird sich eine unterdurchschnittliche Ernte natürlich auch einen positiven Effekt auf den Hopfenpreis haben. Ob die Landwirte aber letztlich von den höheren Preisen profitieren werden, das wiederum steht auf einem anderen Blatt. Denn wie seitens des Verbandes dargelegt wurde, rechnet man in diesem Jahr kaum mit einem Spotmarkt. So scheinen die Landwirte, da der überwiegende Teil des Hopfens vertraglich gebunden ist, von einer positiven Preisentwicklung weniger zu haben. „Gerade diese Entwicklung kann gefährlich sein“, so Pichlmaier.

Während nun die Trockenheit und die Ernteausichten den Landwirten die Sorgenfalten auf die Stirn treiben, zeichnet sich in Sachen Rebenhäcksel und Düngeverordnung eine Lösung ab. „Wir konnten nach langen intensiven Verhandlungen eine dreijährige Lösung erreichen“, erläutert Schapfl. Diese erlaubt es den Bauern weiterhin, das Häckselgut auf den Feldern auszubringen. Sie ist jedoch, wie Schapfl erläutert auch an Bedingungen geknüpft. „Gerade in Sachen Stickstoff gibt es noch viele offene Frage, die nun mittels neuer Bodenuntersuchungen geklärt werden sollen“, fügt er an. Diesbezüglich wurde seitens des Verbandes eine neue Forschungsstelle geschaffen, die sich ganz speziell diesem Thema widmet.
 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.