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Zwei Virtuosen an Schlagzeug und Piano

(Rohrbach, rs)

Er sitzt hinter seinen Drums wie auf dem Fahrersitz eines V8-Cadillacs, bearbeitet Trommeln, Becken und Hi-Hat mit einer Leichtigkeit und Souveränität, als würde er einfach nur gedankenverloren einen vorgegebenen Rhythmus verfolgen. Torsten Zwingenberger ist einer der begnadesten Schlagzeuger in unseren Landen; am Samstagabend besuchte er zum wiederholten Mal die Rohrbacher Kulturwerk-Halle.

Aber Zwingenberger war nicht alleine gekommen: Jan Luley hatte er mitgebracht, einen Pianisten, Sänger und - wie sich vom ersten Moment des Konzertabends herausstellte - routinierten Entertainer. "Wir waren schon in viel größeren Städten und Clubs, in denen Organisation und Atmosphäre nicht annähernd so toll waren wie hier bei Euch", brach er gleich zu Beginn seines Auftritts das Eis zu Zuschauern und Veranstaltern. Zu jedem Stück der Setlist wusste Luley - später auch sein musikalischer Partner auf der Bühne - eine Geschichte zu erzählen. So erfuhren die Besucher vieles über die Entwicklung von Jazz, Blues, Gospel und Boogie, über namhafte Interpreten oder die Entstehung einzelner Kompositionen.

Es sei die Musik der Farbigen, mit denen die Weißen nun ihr Geld verdienen; die meisten der Musikstile und Songs seien demnach von Einwanderern aus Afrika oder der Karibik entwickelt worden. Man könne nur hoffen, dass der soeben vereidigte neue Präsident der USA sich dessen nicht bewusst werde, sonst würde er diese Musik am Ende noch verbieten, konnte Luley sich einen Seitenhieb auf Donald Trump nicht verkneifen.

Stücke von Jazz-Pionieren wie Dr. John oder James Booker fehlten ebensowenig beim Rohrbacher Konzert wie Klassiker à la "On the Sunny Side of the Street" und Eigenkompositionen der beiden Musiker. Dabei war es ein ums andere Mal unglaublich, was Torsten Zwingenberger für Töne aus seinem "Wohnzimmer" zaubert, so etwa beim "Train steaming from Friedrichstraße to Zoo".

Nachdenklich und traurig machte Incontri-Vorstandsmitglied Christina Scheuerer das Publikum, als sie in der Ankündigung des Konzerts einen kurzen Status zum schlechter werdenden Gesundheitszustand von Lilian Boutté vermittelte. Boutté, die gemeinsam mit Christian Willisohn im Mai 1995 das erste vom Incontri-Kulturverein veranstaltete Konzert bestritt und noch bei der 20-Jahr-Feier vor knapp 2 Jahren als Ehrengast Rohrbach besuchte, leidet an fortschreitender Demenz und wird aufopferungsvoll von ihrer Schwester in New Orleans gepflegt.
 

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