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Quo vadis Feilenmoos?

(Geisenfeld, rt)

Blickt auf eine spannenden Zukunft der Seenlandschaft im Feilenmoos: Landrat Martin Wolf.

 

Wassersportler und Badegäste werden sich freuen: Das Mosaik an Baggerseen im Feilenmoos, mit einer Gesamtfläche von umgerechnet etwa 420 Fußballfeldern, soll im Rahmen des Leader-Programms zum Wasserdorado ausgebaut werden. Entscheidende Schritte dazu hat das Landratsamt zusammen mit den Kiesunternehmern bereits gemacht und ist dafür ein Art Kuhhandel eingegangen. Doch zum Nulltarif wird das Gelände für die Erholung suchenden Bürger nicht zu haben sein.

Dieser Tage präsentierte Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) im Geisenfelder Rathaus das vorläufige Ergebnis von Verhandlungen, die mit den zwei aktiven und den beiden nicht mehr tätigen Kiesabbauunternehmern geführt wurden. Die knifflige Aufgabe hatte darin bestanden, dass es in den vergangenen Jahrzehnten seitens der Kreisbehörde eine nunmehr schier unübersichtliche Zahl von Genehmigungen zum Kiesabbau mit sich unterscheidenden oder gar widersprechenden Auflagen gegeben hatte und die Unternehmer die eine oder andere Auflage nicht erfüllten beziehungsweise erst gar nicht erfüllen konnten. Es entstand so ein „Gordischer Knoten“, den der Landrat mit einer Kompromisslösung zerschlug. Diese sieht vor, dass jetzt ein vertraglich untermauerter Status quo hergestellt wird. Demnach wird die Kreisbehörde darauf verzichtet, etwa vorhandene frühere Versäumnisse - die teils auf der Grundlage heute „schwer nachvollziehbare Altbescheide“ (Wolf) resultierten - der Kiesabbauer in der einen oder anderen Weise zu verfolgen, während andererseits die noch tätigen Unternehmen beziehungsweise die früheren Unternehmer und jetzigen Privatleute bestimmte Maßnahmen ausführen, zu denen sie noch verpflichtet sind und die sie deshalb auch aus eigener Tasche finanzieren. Die Unregelmäßigkeiten, so Wolf, seien jedoch „nicht in einer Form, dass sie erwähnenswert wären.“

Teichmönche und Dämme

Nun kommt erschwerend hinzu, dass bis zum Jahr 2001 noch der Grundsatz der Wiederverfüllung gegolten hatte und mittlerweile ein Paradigmenwechsel vollzogen worden ist. Die Übereinkünfte in Form öffentlich-rechtlicher Verträge sehen etwa die wasserbauliche Nachsorge vor, dies sind auch Dammschüttungen und geregelte Überläufe durch sogenannte Teichmönche. Die jeweiligen Verträge mit einer Umsetzungsfrist mit bis zu sieben Jahren, so Wolf, seien allerdings noch nicht von allen vier jetzigen und früheren Kiesabbaunternehmern unterschrieben worden.

 Übersicht der Besitzverhältnisse an den Seen im Feilenmoos. Quelle: Landratsamt Pfaffenhofen

 

Eine Schwierigkeit bei der Umsetzung der Vorgaben könnte nun dabei bestehen, dass das Material zum Dammbau idealerweise und letztlich auch aufgrund entsprechender rechtlicher Vorgaben zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen aus dem Material des Abbaugebietes bestehen muss. Dies bedingt gegebenenfalls die Ausweisung weiterer Abbauflächen. Unabhängig davon hält das Kiesabbauunternehmen Reisinger ("Die Rohstoffe, die da sind, wollen wir schon, so weit es geht, noch heben" so der Unternehmer mit Blick auf die nächsten 20 Jahre) in der Zukunft eine Fläche von cirka 18 Hektar für wünschenswert, während sich das Unternehmen Braun für einen weitaus kürzeren Nutzungszeitraum fünf bis sechs Hektar vorstellt.

Weiterer Kiesabbau sehr wahrscheinlich

Zu der viele Bürger bewegende Frage, ob es wohl einen weiteren Kiesabbau gebe – Geisenfelds Bürgermeister Christian Staudter (USB) sprach davon, dass etwa 80 Prozent der Geisenfelder dies nicht wollten -, sagte Wolf: „Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt und in der Prüfung.“ Im Landratsamt sei man der Meinung, dass dieser verträglich sein müsse mit dem „was sich sonst entwickelt.“ Abstimmungen seien dabei mit der Fortschreibung des Regionalplans Ingolstadt noch notwendig und gewünscht.

Mit der jetzigen Regelung werden die Weichen für die Leader-Förderung des Areals mit einer reinen Wasserfläche von rund 250 Hektar gestellt. Wolf hält die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für sinnvoll, deren Aufgabe es sein wird, ein „nachhaltiges Entwicklungskonzept“ unter der Koordination eines vom Landkreis zu bezahlenden Seen-Managers, alles steht unter dem Motto „Leben im Einklang mit der Natur.“ Staudter (USB) hingegen wird Koordinator des Leader-Projektes.

Der Geisenfelder Bürgermeister hält nach eigenem Bekunden das Seengebiet für einen Rohdiamanten, der zum Juwel geschliffen werden müsse. „Diese Flächen sind auf der einen Seite ein Fluch und auf der anderen Seite ein Segen.“ Probleme habe man mit durch den Kiesabbau, so Staudter, aber andererseits durch die entstandenen Wasserflächen einen Gewinn durch Erholungsflächen für die Bürger.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Seengebiet künftig erheblich an Attraktivität für die Freizeitnutzung gewinnen wird, wovon grundsätzlich neben dem Landkreis und der Stadt Geisenfeld nebst umliegenden Gemeinden auch die diversen Eigentümer der Weiher profitieren werden. Eine Förderung durch das Leader-Projekt ist ebenfalls in Aussicht. Dass damit zwar zu einem noch unbekannten Anteil öffentliche (EU-)Gelder verwendet würden, diese dann aber zumindest nicht die Kreiskasse belasten, mag ebenfalls unter dem Pluszeichen zu verbuchen sein. Spannend wird dabei die Frage, ob am Ende auch die Natur noch irgendwie von allem profitieren kann. Auch darauf sollten der Seen-Manager und der Leader-Koordinator ein Auge haben.

Ein kleiner Wermutstropfen zeichnet sich schon jetzt ab. Bereits mittelfristig ist mit bestimmten Nutzungsabgaben, bedingt unter anderem durch die entstehende Infrastruktur, zu rechnen. Konkret heißt das, dass es in dem Gesamtgebiet bald eine Parkgebühr geben könnte.

 


 

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