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Alles rund um den Baum: Mythen, Bräuche und Geschichten

(Scheyern, rs)

"Ich freue mich, Sie die nächsten 3-4 Stunden mit Baumgeschichten beglücken zu dürfen." So begann Thomas Janscheck am Dienstagabend seinen Vortrag beim Gartenbauverein Scheyern. Diese Ankündigung war zwar nicht ganz ernst gemeint, den Stoff dazu hätte er aber ganz sicher, betrachtet man das, was er komprimiert in weit weniger Zeit über Geschichte(n) rund um Bäume zum Besten gab.


links: Vereinsvorstand Johann Fetsch, Referent Thomas Janscheck

Diese "Geschichten rund um Bäume" sind aber bei weitem nicht nur Erfahrungen eines diplomierten Gartenbauingenieurs aus seiner täglichen Arbeitswelt. Nein, Thomas Janscheck vermittelt den Baum als Mittelpunkt und Überlieferer von Heimat, Tradition und Brauchtum.

So wurden beispielsweise in früheren Zeiten unter der Dorflinde Gerichtsurteile gesprochen, aber ebensolche auch "gelindert". Hier steckt der Ort des Geschehens schon im Wort. Die oberfränkische "Lindenkerwa" wird schon seit Menschengedenken gefeiert; dabei wird traditionell nicht nur um den Baum herum, sondern teilweise auch im Geäst der Linde getanzt.

"Die Linde ist ein faszinierendes Lebewesen." vermittelt Janscheck den Besuchern einen persönlichen Bezug zu den Bäumen. "Ich habe ein Baumkataster, in dem bayernweit ca. 1000 Bäume mit ihren kartographischen Daten, aber auch mit den Geschichten hinter ihnen erfasst sind. Dazu habe ich an den Bäumen Tafeln mit eben diesen Daten aufstellen lassen; damit soll das Bewusstsein der Menschen in der Beziehung zu den Bäumen geschärft werden, was wiederum deren Schutz dient."

Alexander von Humboldt mahnte bereits vor mehr als 200 Jahren "Habt Ehrfurcht vor dem Baum. Er ist ein einziges, großes Wunder und Euren Vorfahren war er heilig." Die Nibelungensage stellt die Linde als Schicksalsbaum an den Anfang und ans Ende der Geschichte. Und auch Goethes "Faust" kommt nicht ohne sie aus: "Der Tragödie erster Teil - Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang".

Ungefähr 25 Interessierte kamen zum Vortrag ins Stüberl des Gartenbauvereins. Sie erfuhren ganz sicher nichts zu Schnitt oder Veredelung, stattdessen aber interessantes Brauchtum, das vom Referenten auf eine humorvolle Art und Weise dargebracht wurde. "Wir sind nicht Gärtner, sondern Landschaftspfleger." appellierte Thomas Janscheck denn auch an die Besucher, über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Zufall oder nicht: Linde, Vogelkirsche und Weiße Rosskastanie präsentieren sich in voller Blüte auf den Wohlfahrtsmarken 2013. Wer hat denn da bei wem gespickt?
 

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